Dem Samariterverein Neumünster

Dem Samariterverein Neumünster zu seiner 10jährigen Stiftungsfeier

Selig sind die Barmherzigen! Ich weiß
Kein besseres Wort zu seines Wirkens Preis,
Nicht schönern Gruß zu seiner Feierstunde
Dem hilfefreudigen Samariterbunde.

Die Liebe trachtet nicht nach lautem Ruhm,
Die Wohlthat bleibt ihr höchstes Eigentum,
Die Menschlichkeit auf allen ihren Wegen
Trägt in sich selbst den reichsten Herzenssegen.

Der Liebe Thatkraft sei mein Lob geweiht;
Nur selten ist das Mitleid hülfsbereit,
Oft läßt es scheu den weichen Blick nur streifen,
Ihr aber seid geübt, auch zuzugreifen.

Ihr wißt, allein gerührt sein thut es nicht,
Sich rühren ist die stärkere Liebespflicht;
Ihr lernt die Kunst, dem Leidenden zu dienen,
Wo ihr als Retter in der Not erschienen.

Heilen und Lindern! Welch ein herrlich Thun!
Der Samariter läßt die Hand nicht ruhn,
Ihm weinen Schmerz und Unglück Dankeszähren,
Die freudig ihm sein Helferamt verklären.

In: Das Rote Kreuz, 4. Jahrg., 15. Juli 1896, Nr. 14, S. 1. Online