Zum 70. Geburtstag des Künstlers

1898

Das weiß ich nicht, ob vor der Welt berufen
Zu Deinem Jubeltag mein Lied sich weiht
Und Blüten streut auf Deines Hauses Stufen.

Nicht würdigt mich die eigne Wirkenszeit,
Auch zähl ich nicht zu Deinen Festgenossen,
Noch lockt mich Gratulateneitelkeit…

Doch gern abseits hätt ich mich angeschlossen
Und als der Jüngern Dank für deine Kunst
Dir meines Liedes Spenden angeschlossen.

Kein Freund bin ich von eitler Reden Dunst,
Frack und Zylinder lass ich lieber hängen –
Bei welchen Musen stünden sie in Gunst?

So nimm den kleinen Kranz von Seelenklängen,
Die mir beschert die quellende Natur,
Sie widmen sich, sie wollen sich nicht drängen.

Der Geist ergeht auf reicher Meister Spur
In Wonnen sich, die jenseits armer Worte
Den überwältigen, der sie erfuhr –
Sie öffnen schweigend ihm der Schönheit Pforte.

Gesammelte Werke. Vierter Band: Buch der Kunst, München 1921, S. 97.